Bunte Vielfalt im Obstlehrgarten - Führung mit Fruchtverkostung
Ingeborg C auf pixabay Apfel ist eben nicht gleich Apfel!
Das ist den meisten Menschen klar. Doch wie groß die Sorten- und damit die Geschmacksvielfalt beim heimischen Streuobst ist, wissen nur die wenigsten! Mehrere tausend Apfel-, Birnen-, Pflaumen- und Kirschsorten sind bekannt, manche schon fast vergessen.
Durch diverse Umwelteinflüsse, wie klimatische Veränderung oder Krankheiten, ergeben sich neue Anforderungen an Kulturpflanzen, damit die Erträge und somit die Nahrungssicherung gewährleistet werden kann. Für solche Anpassungen ist ein möglichst umfangreiches genetisches
Reservoir Voraussetzung, um beispielsweise Sorten zu züchten, welche längere Trockenperioden unbeschadet überleben oder resistent gegenüber Krankheiten (wie z. B. Feuerbrand) und Schädlingen sein können. Auch der Gehalt an potentiell gesundheitsfördernden Inhaltstoffen einer Pflanze ist abhängig von deren Genom.
Die alten Sorten bieten einen breiten Pool an Genreserven, der in Zeiten von Klimawandel und der Verbreitung neuer Krankheiten gute Chancen für den heimischen Obstanbau bieten kann.
In Bayern sind die „Alten Sorten“ meist in privaten Gärten oder auf Streuobstwiesen zu finden, geschätzt und weitervererbt über viele Generationen. Die Sorten tragen oftmals fantasievolle Namen, in Anlehnung an die Herkunft, den Erzeuger oder auch Geschichten, die in Verbindung mit der Sorte stehen. Der Korbiniansapfel trägt beispielsweise seine Namen in Erinnerung an den bayerischen Pfarrer und Pomologen Korbinian Aigner, welcher während seiner Gefangenschaft im KZ in Dachau zwischen zwei Baracken Apfelbäume pflanzte und dort neue Sorten züchtete. Auch die schönen Töchter der bäuerlichen Betriebe waren oft Namensgeber. Davon zeugt die Birne Gute Luise.
Das Streben nach Besonderheit, aber zeitgleich die Suche nach dem Einfachen, Ursprünglichen, sowie die Auseinandersetzung mit dem näheren Umfeld und einer gesunden nachhaltigen Ernährung, sind für einen großen Anteil der Bevölkerung wieder mehr in den Fokus gerückt. Auch das können die „Alten Sorten“ als heimische Nutzpflanzensorten mit ihrer Vielfalt an Namen, Formen, Farben, Herkunft, sensorischen Profilen und nutritiven Inhaltsstoffen erfüllen. Durch die Regionalität der „Alten Sorten“ kann jeder in seinem Umkreis nach Besonderheiten suchen, diese neu entdecken, das Wissen teilen und einen Beitrag zur Arterhaltung und Biodiversität leisten.
Der Obstlehrgarten der Baumschule Botanik in Weißenburg gibt einen kleinen Einblick in diese riesige Vielfalt. Bei einem Rundgang zeigt Gärtner Gerd Meyer die verschiedensten Streuobstsorten, gibt Tipps und Tricks zum Sortenreichtum und Obstbau im heimischen Garten.